Texte

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Text zur Malerei I

Auszug Eröffnungsrede Prof. Dr. Lange in Brühl - Ausstellung AOK-Bundesverband

Wolfgang Kleinöder aus Oberhausen ist Dozent im Grafischen Bereich am Rheinisch-Westfälischen Berufskolleg. Zwei seiner Werke, die beiden übereinander gehängten farbigen Bildtafeln, sehen Sie hier an der rückwärtigen Wand! Sie sind von lebendiger Farbigkeit. Die Titel, welche die Bildwerke tragen, sind übrigens der JazzMusik entnommen, wie "So what!" und "No blues". Doch nicht nur sie, sondern viele andere Werke von Wolfgang Kleinöder tragen Titel, welche auf die lebhaften Klänge dieser Musik hinweisen, so das kraftvoll von roter Farbgebung dominierte Ölbild auf der nächsten Etage, das den Titel "Funky Sax'' trägt, das heißt "Verrücktes Saxophon". Dabei wäre es in diesem Falle meines Erachtens unangebracht, die Benennung der abstrakten farbigen Bildwerke mit Musiktiteln als beliebig und unbeachtlich abzutun.

Die Nähe moderner bildender Kunst zur Musik ist durchaus eine vielfach konstatierte Erscheinung. So sah sich etwa die Künstlervereinigung der "Blaue Reiter", welcher zur Zeit die Bremer Kunsthalle eine sehenswerte Ausstellung widmet, eng dem ästhetischen Empfinden der Zwölftonmusik Arnold Schönbergs verbunden. Nachdem sich Wassily Kandinsky und Franz Marc am Neujahrstage 1911 näher kennengelernt hatten, besuchten sie am folgenden Tage in München ein Konzert mit Kompositionen von Schönberg. In einem daraufhin von Kandinsky der in dieser Zeit zu seinem großen abstrakten "Kompositionen" fand an Schönberg gerichteten Brief gestand er diesem, dass das Leben in Schönbergs Kompositionen gerade das sei, was er auch in malerischer Form zu finden suche. Dabei gilt es meines Erachtens jedoch einen Aspekt zu berücksichtigen, der mir auch zum näheren Verständnis der Arbeiten von Wolfgang Kleinöder unerlässlich erscheint. Mag auch der inspirierende Ausgangsimpuls, welcher Musik und Malerei gemeinsam zugrunde liegen kann, ein vergleichbarer sein, so gilt es doch wesentliche Unterschiede beider Ausdrucksformen zu bedenken. Ein maßgeblicher Moment ist die unterschiedliche Bedeutung der Zeit.

Ein musikalisches Werk entfaltet sich nur im Ablauf der Zeit. Auf den CD's finden wir dabei zumeist die genaue Angabe der Dauer eines Werkes. Der einzelne Ton für sich ist nur ein Geräusch. Erst die Abfolge von Tönen im Ablauf der Zeit führt zu Musik. Ihre Wahrnehmung ist daher nicht nur ein augenblicklicher Reflex, sondern stets auch eine Leistung des Gedächtnisses.

Ganz anders verhält es sich mit der Bildenden Kunst! Ein Bild ist in gleicher Weise als Gesamtwerk präsent, unabhängig davon, ob wir es zehn Sekunden oder 33 Minuten und 46 Sekunden ansehen, wie es etwa für die Dauer der Wiedergabe von Arnold Schönbergs 'Pierrot Lunaire Op.21" vermerkt wird. Und doch geht auch der Faktor Zeit in ein Bildwerk ein, nämlich im Werkprozeß seiner Entstehung.

Besonders intensiv geschieht das in den zahlreichen hier im Hause gezeigten Bildwerken Kleinöders, insbesondere, soweit sie in klassischer Ölmaltechnik verfertigt sind, deren einzelne Malschichten stets längere Trockenphasen benötigen. Dabei kennzeichnet es gerade das Werk des hier vorgestellten Künstlers, dass er nicht nur auf die Betrachtung der zuletzt gemalten Oberflächenstruktur abzielt, etwa der Spannung der oberen Farbflächen zueinander, sondern dass er vergleichbar einem archäologischen Grabungsgelände auch einen Blick in die tieferen Schichten eröffnet.

Texte zur Malerei II

Kathrein Weinhold

'Zum Werk Wolfgang Kleinöders'

Auzug: Anmerkungen anlässlich der Ausstellungsfinissage

in Berlin - Galerie Storkower Bogen

Wolfgang Kleinöders bildnerische Kunst lebt aus der Kraft der Bildfarbe. Er entfaltet Bildideen mit der seiner Persönlichkeit inne liegenden spontanen Herangehensweise. Die Intuition bestimmt seine frühe Werkschöpfungsphase. Sie lässt der Farbe auf Leinwand, Holztafel und Papier freien Lauf.

Später mischt sich der Kopf mit ein und beginnt einen bewussten Dialog mit den Elementen aus Eingebungskraft und Zufall. Es entstehen so mehrfach geschichtete Farbüberlagerungen, die Zeugnis vom "Wachsen" der Bilder im Schaffensprozess abgeben. Die Lasur und Schichtmalerei erzeugt Tiefe und farbliche Räumlichkeit im Werk. Im Arbeitsverlauf spielt der scheinbare Zufall auch weiterhin eine wichtige Rolle: mehr oder weniger kontrolliert werden Farbverläufe durch das Tropfen und Wischen der Farbe erzielt, tiefer liegende Farbschichten werden wieder aufgerissen und integriert. Zudem entstehen in einigen Werken reliefartige Oberflächenstrukturen durch das vielfache Überarbeiten und Bearbeiten der Bildoberflächen. Wolfgang Kleinöder entfaltet in seinen Arbeiten ein Höchstmaß technischer Raffinesse gepaart mit Experimentierkraft.

In der Bilderwelt des Künstlers verbirgt sich ein geheimnisvolles Moment. All zu oft sind die Bilder Grenzgänger zwischen Hell und Dunkel, Licht und Schatten, Realität und Vision. Welcher Pol überwiegt, gilt es zu entdecken. Die Bilder öffnen sich dem Betrachter langsam. Dann beginnen sie jedoch zu erzählen. Der Titel eröffnet das Gespräch. Er löst Assoziationen aus. Wünsche, Möglichkeiten, Hoffnungen, Visionen Bewegungsmomente, Fragen und Beziehungen stehen im Mittelpunkt des Werkes. Die individuellen täglichen Wahrnehmungen und Emotionen Wolfgang Kleinöders bilden die Grundlage für sein reiches Werk.

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